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Links: Die YESEO App ordnet Quellen bestimmten Reportern zu. Rechts: Ryan Restivo präsentiert beim 2025 Collaborative Journalism Summit in Denver am 16. Mai 16, 2025. (Foto: Jan Pelton für YESEO)

Ryan Restivo hat YESEO entwickelt, um ein einfaches Problem zu lösen: Journalisten bei SEO-Best-Practices zu helfen, wobei zunächst die Schlagzeile im Fokus stand. Zwei Jahre und 60.000 KI-generierte Schlagzeilen später zeigten ihm die Daten unerwartet was Redaktionen wirklich brauchen.

Die kostenlose Slack-App begann als Button, der fünf Optionen für Schlagzeilen für jede Story vorschlug. Reporter konnten klicken, die Vorschläge prüfen und weitermachen. Einfacher ging es nicht. Aber Restivo bemerkte ein Muster in der Art der Nutzung. Mehr als 70 Prozent der Stories wurden vor der Veröffentlichung in YESEO eingegeben, nicht danach. Journalisten wollten schon während der Recherche Hilfe, nicht erst bei der Schlagzeile.

Diese Nutzungsdaten veranlassten Restivo, letzte Woche drei neue kostenpflichtige Funktionen anzukündigen, die sich auf Quellen-Tracking, Story-Pitching und Follow-up-Ansätze konzentrieren. Er kooperiert dabei mit Kimbap Media Gründerin Emma Carew Grovum, um 10 Redaktionen für eine Test-Kohorte zu rekrutieren, die bis Anfang 2026 laufen wird.

Der Wechsel ist eine kalkulierte Wette darauf, für welche KI-Tools Redaktionen mit miserablen Budgets tatsächlich bezahlen wollen. Die kostenlose Schlagzeilen-Optimierung wurde in über 650 Workspaces installiert und half bei der Verarbeitung von 16.000 Stories.

"Diese neuen Funktionen bauen auf dem auf, was ich nicht nur als RJI Fellow [Reynolds Journalism Institute (RJI) at the University of Missouri] gelernt habe, sondern auf allem, was ich bei der Arbeit mit Redaktionen gelernt habe, um Probleme zu lösen", erzählte mir Restivo. "Ich will Redaktionen durch den Aufbau praktischer Innovationen befähigen, ihre Workflows effizienter zu gestalten. Die Technologie ist dafür ein Werkzeug."

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Mustererkennung aus 60.000 KI-generierten Schlagzeilen 

Restivo führte neun verschiedene A/B-Tests zu Vorschlägen für Schlagzeilen durch und generierte mehr als 60.000 Schlagzeilen, um den Output zu optimieren. Die Daten zeigten Muster, wie große Sprachmodelle Headlines konstruieren. Wörter wie "reveals", "exploring" und "navigating" tauchten häufig in KI-Vorschlägen auf. Das Wort "discover" kam oft vor, rangierte aber außerhalb der Top 10 der tatsächlich verwendeten Verben.

Das häufigste Verb in KI-generierten Schlagzeilen erschien in weniger als ein Prozent der echten Schlagzeilen, die Journalisten schrieben und die das Tool verarbeitete. Restivo präsentierte seine Analyse bei einer Online News Association-Veranstaltung im Juni und machte daraus eine interaktive Session mit Ratequiz, bei der die Teilnehmer versuchten, KI-Schlagzeilen von menschlichen zu unterscheiden.

Diese Session war eine großartige Möglichkeit, alles zu teilen, was ich gelernt habe. Es war cool zu sehen, dass die Leute bisher mit etwa 61 Prozent Genauigkeit eine Schlagzeile als menschlichen versus KI-generiert LLM erkennen."

YESEO aktiviert KI-Modelle nur, wenn Nutzer auf bestimmte Buttons klicken, und analysiert nie Inhalte im Hintergrund. Dieses auf Erlaubnis basierende Design ist zentral für die neuen Funktionen.

Journalisten helfen, ihre Archive zu verstehen

Die strategische Neuausrichtung entstand aus der Zusammenarbeit mit The Oglethorpe Echo, einer gemeinnützigen Redaktion in Georgia, die von der University of Georgia betrieben wird. YESEO arbeitete mit dem Echo im Rahmen der JournalismAI Innovation Challenge zusammen, unterstützt durch die Google News Initiative.

Das Problem: Die Redaktion wird in jedem Semester neu mit studentischen Reportern besetzt. Dabei geht jedesmal das institutionelle Gedächtnis für lokale Quellen verloren. Wen hatten sie vorher zitiert? Welche Positionen hatten Quellen zu wiederkehrenden Themen in der Community vertreten? Das Wissen verflüchtigte sich alle paar Monate.

Restivo baute ein Quellen-Tracking-System, das jedes vom Echo veröffentlichte Zitat analysierte. Reporter konnten sehen, wie oft sie bestimmte Personen zitiert hatten, was diese Quellen über mehrere Stories hinweg gesagt hatten und welche Themen sie diskutiert hatten. Das Tool identifizierte organisatorische Zugehörigkeiten und stellte Beziehungen zwischen Quellen her, basierend auf ihrem Erscheinen in der Berichterstattung. 

“Wenn ich als junger Journalist ein Tool wie dieses gehabt hätte, hätte ich diese Zusammenhänge besser verstehen können und mehr Hintergrundwissen zu einer Quelle gehabt, bevor ich mit ihr spreche”, sagt Restivo. 

Laut Amanda Bright, die als Dozentin das Echo betreut, kann die Redaktion aufgrund der gesteigerten Effizienz durch Restivos Toll inzwischen jeweils eine recherchierte Story und eine Video-Story pro Woche zusätzlich produzieren. Der gestiegene Output ermöglichte ein Video-Werbeprogramm und verhalf zu mehr Abonnenten.

Die zentrale Erkenntnis: Journalisten brauchten Hilfe beim Verstehen ihrer eigenen Archive, bevor sie Hilfe beim Schreiben von Schlagzeilen brauchten. Das Quellen-Tracking löste ein anderes Problem als SEO-Optimierung, nutzte aber die gleiche zugrundeliegende Fähigkeit, Text in großem Maßstab zu analysieren.

"Die meisten ihrer Quellen haben keine Wikipedia-Seiten, was bedeutet, dass The Oglethorpe eine zentrale Instanz für faktenbasierte Nachrichten in dem Landkreis ist”, sagt Restivo. "Es ist entscheidend, dass Journalisten in dieser digitalen Ära die zuverlässigsten Informationen liefern und nutzen, und ich glaube unsere Lösung kann in der dabei in der gesamten Medienbranche helfen."

Wenn ein Nutzer die Story in YESEO über die Schlüsselwörter /analyze oder /prep eingibt, erscheint ein Button, der Ideen für eine "Follow Up Story" vorschlägt und verschiedene Ansätze und Quellen liefert

YESEO testet kostenpflichtige Funktionen mit zehn Lokalredaktionen 

Restivo entwickelte die YESEO-App im Rahmen seines RJI-Fellowships, was es ihm ermöglichte, sein Tool kostenlos anzubieten. Jetzt steht er vor dem Übergang zu einem Freemium-Modell. Die bestehenden Funktionen bleiben kostenlos, aber die drei neuen werden bezahlpflichtig sein. Quellen-Auditing erfordert die Verarbeitung ganzer Redaktionsarchive. Der Story-Pitch-Analyzer und das Follow-up-Vorschlagstool benötigen komplexere natürliche Sprachverarbeitung als einfache Schlagzeilengenerierung.

Carew Grovum rekrutiert derzeit zehn Lokalredaktionen für die Test-Kohorte mit expliziten Gesprächen über Preisgestaltung, die ins Programm eingebaut sind. Internationale Bewerber sind willkommen, sagt Restivo.

"Wir wollen willige Partner, die offen dafür sind, ihre Storys mit uns zu teilen, damit wir Erkenntnisse für sie generieren können, die sie sonst vielleicht nicht hätten", sagt Restivo. “Wir wollen mit einer möglichst breiten Stichprobe von Redaktionen testen, die alle Archetypen von Organisationen in den USA und der Welt repräsentieren, wenn möglich."

Die Testphase ist für die Teilnehmer kostenlos, aber Carew Grovum möchte während der Tests mit Budgetverantwortlichen sprechen, die über redaktionelle Beschaffungszyklen reden können. Das Ziel: verstehen, was eine Redaktion zu einem zahlenden Kunden macht.

Die Bewerbung erfordert, dass Redaktionen ein Content-Management-System haben, aus dem YESEO Stories ziehen kann. Diese technische Anforderung filtert nach Organisationen mit ausreichender Infrastruktur, um die Tools zu integrieren. Ausgewählte Redaktionen werden an zweiwöchentlichen Meetings teilnehmen, monatliche Umfragen ausfüllen und Fallstudien entwickeln. Carew Grovum wird moderieren, während Restivo programmiert.

Was der Schwenk von YESEO über KI-Produktstrategie verrät

YESEOs Entwicklung von einem kostenlosen Schlagzeilen-Tool zu kostenpflichtigem Quellen-Tracking ist eine typische Herausforderung für KI-Produkte im Journalismus. Etwas kostenfreies Nützliches zu entwickeln ist etwas anderes, als etwas zu bauen, wofür Redaktionen bezahlen werden.

Schlagzeilen sind universell. Jede Story braucht eine. SEO-Optimierung fühlt sich wie Grundvoraussetzung an, etwas, das kostenlos sein oder in bestehende Tools eingebaut sein sollte. Aber institutionelles Wissen über Quellen? Das löst einen spezifisches Problem, das je nach Redaktion variiert. Studentische Redaktionen verlieren jedes Semester Wissen. Kleine gemeinnützige Medienunternehmen haben keine durchsuchbaren Archive. Legacy-Medienunternehmen haben Jahrzehnte ihrer Berichterstattung in unstrukturierten Formaten vergraben.

"Je mehr ich Redaktionen zeige, wie sie ihre Quellen besser verstehen können, desto mehr bringen sie ihr eigenes redaktionelles Wissen ein”, betont Restivo. "Es ist spannend zu sehen, wie etwas, das für eine kleine gemeinnützige News-Academic-Partnership skalieren kann, auch für größere Publikationen mit vielen Zehntausenden von Storys skalieren kann.” Restivo setzt darauf, dass Redaktionen für Tools bezahlen werden, die ihre einzigartigen Archive analysieren, anstatt nur ihre individuellen Stories zu optimieren.

Ob diese Wette aufgeht, hängt von Ausführung und Timing ab. Redaktionen stehen unter hohem finanziellem Druck. Sie prüfen Softwarekosten genau. Aber sie erkennen auch, dass institutionelles Wissen verloren geht, wenn erfahrene Reporter gehen. Wenn Restivo auch für Medienunternehmen außerhalb von Hochschulen Effizienzgewinne wie bei The Oglethorpe Echo demonstrieren kann, hat er ein Argument für ein Preimum-Produkt.

Bewerbungsschluss für die Test-Kohorte ist am 24. Oktober, die Kohorte startet Anfang bis Mitte November. Bei Fragen kann man einen Info-Call mit Carew Grovum buchen.

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