In partnership with

Giovanni Moujaes hat eine klare Grenze, die er nicht überschreitet. Als Assistant Editor für Audience und Innovations bei inewsource, einer Nonprofit-Redaktion in San Diego, experimentiert er seit zwei Jahren mit KI-Tools. Aber eines lehnt er ab: KI die Stories schreiben zu lassen.

„Wir glauben nicht, dass KI zum jetzigen Zeitpunkt Artikel schreiben sollte, die unsere Reporter schreiben könnten", betont Moujaes. „Wenn ich KI eine Investigation auf Basis von Daten schreiben lassen könnte, werde ich das nicht tun, sondern unsere Reporter damit beauftragen."

inewsource setzt KI vielmehr strategisch ein, um ein anderes Problem zu lösen: ihren Journalismus zugänglicher zu machen für Leser, die persönliche Einschränkungen haben oder einfach nicht genug Zeit und sonst innerhalb von 30 Sekunden von der Seite abspringen würden.

In einem Zoom-Call sprachen Moujaes und ich vor einigen Tagen über die KI-Strategie von inewsource und auch darüber, was das News Product Alliance AI Collaboration Lab zum Nutzen der gesamten Medienbranche entwickelt.

In diesem Beispiel erklärt Contextualizer, was sich hinter dem Begriff San Diego Association of Governments verbirgt

Begriffe erklären und gleichzeitig um finanzielle Unterstützung bitten

Ein Beispiel ist Contextualizer, ein Tool, das spezialisierte Begriffe in Stories hervorhebt. Klickt man auf „San Diego Association of Governments", erscheint ein Pop-up, das erklärt, was das ist, verwandte Artikel zeigt, die es erwähnen, und eine Spendenaufforderung, die direkt an Contextualizer gekoppelt ist.

„Manchmal spenden Menschen aufgrund eines bestimmten Nutzens, den sie wirklich schätzen", erklärte Moujaes. Statt generischer Spendenkampagnen testet inewsource, ob Leser spezifische Tools oder Features unterstützen, die sie wertvoll finden.

Die frühere Version des Tools stammte von einem Unternehmen, das pleite ging. Deshalb nutzte Moujaes ChatGPT, um das Tool neu aufzubauen. inewsource hostet das Tool jetzt selbst - ein kleines Beispiel dafür, wie KI-Programmierfähigkeiten kleinen Redaktionen ermöglichen, Produkte zu betreiben, die sie sich traditionell nicht leisten könnten.

Werbung

Looking for unbiased, fact-based news? Join 1440 today.

Join over 4 million Americans who start their day with 1440 – your daily digest for unbiased, fact-centric news. From politics to sports, we cover it all by analyzing over 100 sources. Our concise, 5-minute read lands in your inbox each morning at no cost. Experience news without the noise; let 1440 help you make up your own mind. Sign up now and invite your friends and family to be part of the informed.

Story-Zusammenfassungen halten Leser bei der Stange

inewsource nutzt auch KI-generierte Story-Zusammenfassungen am Anfang längerer Stücke, in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen namens Abridged Media. Die Zusammenfassungen enthalten Bullet Points, zentrale Fakten, bemerkenswerte Zitate und Links zu weiteren Stories des Autors.

Entscheidend: Jede Zusammenfassung trägt folgenden Hinweis: „Antworten werden von KI generiert und von Menschen redigiert."

„Nichts, was nach außen gerichtet ist und bei dem KI involviert war, ist ungefilterte KI", sagte Moujaes. „Alles wurde redaktionell überprüft und redigiert." Das Kernprinzip: KI generiert erste Entwürfe, aber Redakteure überarbeiten die Sprache, korrigieren kontextuelle Ungenauigkeiten und stellen sicher, dass der Ton zur Stimme der Redaktion passt.

Als Ergebnis zeigen Stories mit zusätzlichen KI-generierten Zusammenfassungen und/oder erklärenden Features eine erhöhte Verweildauer, selbst wenn manche Nutzer nur die Zusammenfassung lesen. Das mag paradox klingen, ergibt aber tatsächlich Sinn, denn das sind Nutzer, die den vollständigen Artikel nicht lesen würden. Die Wahl besteht also darin, ihnen entweder eine leichter verdauliche Version anzubieten oder sie zu verlieren.

Moujaes räumt ein, dass diese Schlussfolgerung nicht das Ergebnis eines rigorosen A/B-Tests ist, aber inewsource nutzt Heatmapping-Daten von Microsoft Clarity, die zeigen, dass Leser, die auf diese Features klicken, länger engagiert bleiben.

Giovanni Moujaes erklärt mir in einem Zoom-Call die KI-Strategie von inewsource

Audio-Narration dient Pendlern und Lesern mit Behinderungen

Für Audio nutzt inewsource Everlit, das ElevenLabs-Stimmen verwendet, um Text-to-Speech-Versionen von Stories zu erstellen. Jede Audiodatei beginnt mit einem Hinweis: „Dies ist eine KI-generierte Erzählung der Story, bei der manche Worte eventuell falsch ausgesprochen werden."

Moujaes bezeichnet diese Tools als Features für Barrierefreiheit statt als Engagement-Gimmicks. Text-to-Speech dient Lesern mit Legasthenie oder ADHS oder Pendlern. Story-Zusammenfassungen helfen Menschen, denen die Zeit für tiefe Lektüre fehlt, aber die trotzdem lokale Nachrichten verstehen wollen.

„Wenn wir ein breiteres Publikum ansprechen und alle erreichen wollen, von der Person, die 14 Stunden am Tag arbeitet, bis zur alleinerziehenden Mutter oder zum alleinerziehenden Vater, ist unsere Aufgabe sicherzustellen, dass die Leute wissen, was passiert", sagte er.

Umfragedaten einer Trusting News-Kohorte zeigten, dass Leser weitgehend neutral über KI-Nutzung denken. Moujaes interpretiert das so: KI hat dem News-Erlebnis nicht geschadet, hat es aber auch nicht wesentlich verbessert. Der wirkliche Wert zeigt sich in Engagement-Metriken, nicht in Sentiment-Umfragen.

Open-Source-Tools für die Branche entwickeln

Über seine Arbeit bei inewsource hinaus hat Moujaes das News Product Alliance AI Collaboration Lab mitgegründet, finanziert von der McGovern Foundation. Das Projekt behandelt ein Problem, vor dem viele Redaktionen stehen: verstreute First-Party-Daten sinnvoll zu nutzen.

„Wir überlegen, was KI tun kann, um uns zu helfen, First-Party-Daten besser zu verstehen", erklärte Moujaes. Die meisten Redaktionen haben Daten über Mailchimp, Umfrageplattformen, Salesforce und andere Tools verteilt. Das Lab entwickelt ein Schema, das KI ermöglicht, all diese Quellen gemeinsam zu analysieren.

Das Ziel? Redaktionen helfen, ihr Publikum auf granularer Ebene zu verstehen. Welche Leser beschäftigen sich am meisten mit Bildungs-Themen? Wer antwortet auf Umfragen? Kann man einen zielgerichteten Newsletter für Bildungs-Superfans erstellen und sie zu Spendern konvertieren?

Das Schema wird Open Source sein und allen Redaktionen zur Verfügung stehen, nicht nur Mitgliedern der News Product Alliance. inewsource plant, die Tools selbst als Prototypen zu nutzen, sobald die Entwicklung dieses Stadium erreicht.

„Kleine Medienunternehmen haben nicht immer die Möglichkeit, von bahnbrechendeer Forschung und Produktdenken zu profitieren und das in ihre Unternehmen einzubringen", sagt Moujaes. „Also versuchen wir, das zu demokratisieren, besonders rund um First-Party-Daten."

Was Redaktionen aus dieser Case Study lernen können

  • Zur Produktentwicklung mit begrenzten Budgets: inewsource tritt Kohorten wie dem Product and AI Studio des American Journalism Project (in Partnerschaft mit OpenAI) bei, um Zugang zu Enterprise-Level-Tools zu bekommen und sich mit anderen klugen Leuten zu vernetzen, die über die Zukunft des Journalismus nachdenken. Die Bewerbungen kosten Zeit, aber Moujaes sieht das Kosten-Nutzen-Verhältnis als lohnenswert an, sowohl für die Teilhabe an Ressourcen als auch für den Austausch in einer Community von Experten.

  • Zur Erfolgsmessung: Wenn Umfragen nicht aussagekräftig sind, verlässt sich inewsource auf Heatmapping-Tools wie Microsoft Clarity und Analytics-Dashboards ihrer Anbieter. Sie tracken Klicks, Verweildauer und Engagement-Muster, statt auf perfekte A/B-Tests zu warten.

  • Zu KI-Prinzipien: Moujaes besteht auf zwei Dingen. Erstens: KI sollte Journalismus erweitern, nicht ersetzen. Zweitens: Redakteure müssen alles überprüfen, was KI berührt, bevor es die Leser erreicht („Humans in the Loop").

  • Zur Zukunft: Während viele Redaktionen darüber diskutieren, Datenbanken aufzubauen, die strukturierte Inhalte an KI-Systeme verkaufen, geht inewsource einen anderen Weg. Sie konzentrieren sich darauf, einzigartige Storytelling-Erlebnisse zu schaffen, die von KI-Scrapern nicht repliziert werden können.

„Menschen folgen Medien wegen den großartigen Journalisten, die hinter dem Produkt stehen", betont Moujaes. „Zu sagen, dass wir uns nur als Datenbank sehen sollten und nicht an erster Stelle als Raum voller Journalisten, halte ich für den falschen Ansatz."

Es ist eine Philosophie, die Reporter und Leser an erste Stelle setzt und KI als Tool nutzt, um diese Beziehungen zu stärken.

Reply

or to participate

Keep Reading

No posts found